Unterwegs auf "Talentsuche"

Klar ist wohl:
Wenn man erst kurz vor der Betriebsratswahl anfängt, nach "neuen Talenten" für die Betriebsratsarbeit zu suchen, dann muss man nehmen, was man kriegen kann! Oder man behält, was man hat …
Und das ist eben nicht immer das Beste. Deshalb gilt:
Geeignete Leute für die Betriebs­ratsarbeit zu gewinnen, ist eine ständige Aufgabe – unabhängig von den Wahlterminen!
Im Grunde sollte also jedes Betriebsratsmitglied immer die Augen offen halten, ob sich irgendwo ein bisher verborgenes Talent zeigt. Dabei sollte man einiges bedenken, wenn man Erfolg haben will:
Man muss so ein künftiges Betriebsrats­mitglied auch erkennen, wenn man darüber stolpert! Dazu muss man keine Charakterstudien betreiben, sondern auf Situationen achten!
Man merkt sich also als mögliche Betriebsratskandidaten all diejenigen vor, die ...
  • eine Ungerechtigkeit oder einen Missstand erkennen und etwas unternehmen (z.B. mit dem Abteilungsleiter reden) – auch dann, wenn das in der Praxis dann vielleicht schief läuft;
  • schlichtend eingreifen, wenn es einmal Streit unter Kollegen gibt (und wenn sie dabei noch Erfolg haben, gibt’s einen "Extrapunkt");
  • auf der Betriebsversammlung mal etwas sagen – auch wenn es Kritik am Betriebsrat sein sollte (reine Krakeelerei mal ausgenommen);
  • sich beim Betriebsrat über irgendetwas beschweren, und die dabei in der Lage sind, genau zu erklären, was sie ärgert (zwei Extrapunkte, wenn es sich dabei um ein Problem handelt, das nicht nur sie persönlich, sondern auch andere betrifft).
Alle diese Leute (und noch ein paar mehr) könnten gute Betriebsratsmitglieder werden, sie wissen es nur noch nicht!
Hat man solche Kandidaten erst einmal "im Visier", dann muss man den richtigen Zeitpunkt finden, um das Thema Betriebsratsarbeit konkret anzusprechen. Dabei gilt:
Der schlechteste Zeitpunkt ist immer und grundsätzlich die Zeit kurz vor der Betriebsratswahl!
Gerade die, die man besonders gerne hätte, wissen und spüren dann nämlich, dass man unter Druck ist, dass unbedingt Kandidaten gebraucht werden – Lückenbüßer aber mag niemand gerne sein.

"Richtige" Zeitpunkte können z.B. sein:

  1. Sofort! Etwa wenn jemand die Arbeit des Betriebsrats kritisiert. Da hat es oft durchschlagenden Erfolg, wenn man dann plötzlich sagt: "Betriebsrats­arbeit, das wär’ doch auch was für dich..." Aber Vorsicht! Auf keinen Fall darf das so klingen: "Wenn du mich kritisieren willst, dann mach' den Scheißjob doch selber, dann wirst du ja sehen, was du davon hast!"
  2. Einige Tage nach dem Ereignis, durch das man auf jemanden aufmerksam geworden ist: "Ich hab’ da noch mal drüber nachgedacht und mir überlegt, ob du nicht die Richtige für Betriebsratsarbeit wärst."
  3. Nicht gleich und direkt mit der Tür ins Haus fallen. Geduldig sein. Erstmal vorbereiten. Ein Seminar empfehlen, das interessant sein könnte. Eine besondere Information in die Hand drücken: "Du hast doch damals... Da wird dich das hier vielleicht interessieren." Zu einer wichtigen Veran­staltung der Gewerkschaft einladen. Und irgendwann dann das Gespräch.

Seminare

Neben den Seminaren für Wahlvorstände bietet das BZO auch Grundlagenseminare an, die durchaus auch ernsthaft interessierten Kandidaten offenstehen:
Einstiegsseminare für Betriebsräte