Werkzeug: Zurückhaltung

Für jeden Sitzungsleiter ist es besonders schwierig, das richtige Maß zwischen Führungsstärke und Zurückhaltung zu finden. Einerseits gilt es, eine Struktur vorzugeben, für eine klare Linie zu sorgen, Vielredner zu bremsen und Schüchterne zu fördern und zu schützen, andererseits soll der Sitzungsleiter aber auch keinesfalls Alleinunterhalter oder gar "Diktator" sein.

Das ist eine ständige Entwicklungsaufgabe, zu der Aufmerksamkeit und eine gute Portion Selbstkritik gehört. Konkret mit Tipps oder "Werkzeugen" kann man da aber nicht so recht helfen. Eine Regel aber hilft schon mal ein ganzes Stück weiter:
Der Sitzungsleiter verzichtet darauf, jeden Redebeitrag der anderen Betriebsratsmitglieder zu kommentieren!
Denn das ist eine echte "Sitzungsleiterkrankheit": Man glaubt, dass es zur Diskussionsleitung einfach dazu gehört, jeden Redebeitrag irgendwie zu "würdigen". Das ist gut gemeint, aber grundfalsch! Denn:
Eine Kommentierung der einzelnen Diskussionsbeiträge hemmt nicht nur den Diskussionsverlauf, sondern macht auch den Eindruck, als wolle der Sitzungsleiter jeden Beitrag "absegnen" oder gar Zensuren dafür vergeben ("Ja, das war wirklich wichtig - vielen Dank!").
Erschwerend kommt oft noch hinzu, dass es bei einer kurzen Kommentierung nicht bleibt, sondern dass - "wenn man schon gerade dabei ist" - ein ausgewachsener Redebeitrag daraus wird (außer der Reihe selbstverständlich).
Natürlich kann, soll und muss sich auch der Sitzungsleiter an der Diskussion beteiligen - durch "normale" Redebeiträge, aber auch durch Zusammenfassungen oder Formulierungsvorschläge etwa für die Beschlussfassung. Er muss aber eben auch durch eigene Zurückhaltung dafür sorgen, dass sich ein Gespräch im Gremium entwickeln kann.
Und seine Aufgabe, eine Diskussion in Gang zu bringen und in Schwung zu halten, wird der Sitzungsleiter am besten durch eine geschickte Fragetechnik bewältigen ...