Regel 5: Hilfe zur Selbsthilfe

In Regel 4 ist es schon angeklungen: Arbeitnehmer, die sich mit ihrem Problem an ein Betriebsratsmitglied wenden, wollen gar nicht unbedingt die schnelle Patentlösung präsentiert bekommen. Oft haben sie sich schon selbst etwas überlegt und möchten vielleicht nur eine Bestätigung, dass sie damit so ganz falsch nicht liegen. Deshalb:

Wenn das Gespräch so weit gediehen ist, soll man immer fragen, ob der Gesprächspartner schon eigene Vorschläge hat, wie sein Problem zu lösen wäre und/oder was vielleicht schon unternommen wurde!
Auch dabei muss und soll gar nicht das ganze Problem auf einmal "erledigt" werden - immer schön Schritt für Schritt vorgehen. Das zeigt sich auch an unserem "Beispielgespräch":
Gudrun Gundel: "Es muss von dir eine offizielle Beschwerde geben... Das Problem ist, dass wir da kein richtiges Mitbestimmungsrecht haben. Und wenn der Alte nicht mitspielt, musst du selber ran und in einer Feststellungsklage..."
Karl Kowalski: "Was für 'ne Klage?"
Gudrun Gundel: "Du musst selber beim Arbeitsgericht klagen, dass du richtig eingruppiert wirst. Das können wir als Betriebsrat nicht für dich machen."
Karl Kowalski: "Na - nun lach ich mich aber schlapp. Wenn ich sowieso alles selbst machen muss, wofür brauche ich dann 'n Betriebsrat?"
Da hat Karl Kowalski so ganz unrecht auch nicht. Obwohl es sich juristisch nun einmal genauso verhält, wie Gudrun Gundel es beschrieben hat. Anders geht es also nicht. Kowalski das klarzumachen, wird jedoch nur dann funktionieren, wenn man Schritt für Schritt vorgeht. So etwa:
Gudrun Gundel: "Erstmal muss es von dir eine offizielle Beschwerde geben."
Karl Kowalski: "Aber die gibt's ja schon!"
Gudrun Gundel: "Richtig. Aber besser ist es, wenn wir das nochmal schriftlich festhalten. Das machen wir am besten gleich, wenn du einverstanden bist."
Karl Kowalski: "Klar, hat ja schon lange genug gedauert, das Ganze!"
Damit ist der erste Schritt bereits getan. Jetzt geht es weiter:
Gudrun Gundel: "Dann werden wir im Betriebsrat darüber reden und den Beschluss fassen, dass wir in deiner Sache mit der Geschäftsleitung verhandeln. Wie ist das? Willst du selber mal in die Betriebsratssitzung kommen und deine Sache vortragen oder soll ich das für dich machen?"
Karl Kowalski: "Hmmmm, ich weiß nicht ..."
Gudrun Gundel: "Überleg mal, was dir lieber wäre."
Karl Kowalski: "Vielleicht ist es doch besser, wenn ich selber..."
Gudrun Gundel: "Find' ich gut, und wir sollten das dann auch so machen. Unsere nächste Sitzung ist am Donnerstag. Du bekommst dann noch eine Einladung..."
Und damit ist das Kind nun geschaukelt: Nach diesen Regeln hat Gudrun Lachmann das letztlich dann doch hinbekommen:
Kleine Lösungsschritte anbieten, um den Gesprächspartner nicht zu überfordern! Immer nur einen Schritt zu Zeit behandeln!
Jeden dieser Lösungsschritte konkret formulieren und sich vergewissern, dass der Gesprächspartner das auch verstanden hat (und mitmachen will)!
Wenn es nötig ist, weitere Termine konkret vereinbaren!

zum Beispiel...

Das komplette Beispielgespräch zwischen Gudrun Gundel und Karl Kowalski (...)