Regel 2: Aktiv zuhören

Wer zuhört, macht schon mal keinen Fehler! Das kann man im Beispielgespräch zwischen Gudrun Gundel und Karl Kowalski an mehreren Stellen erkennen. Besonders aber hier:

Karl Kowalski: "...Also, ich bin vor einem halben Jahr oben in der Betriebsratssprechstunde gewesen und hab' mich bei eurem Vorsitzenden beschwert, dass ich nicht richtig eingruppiert bin. Damals war ich in Halle..."
Gudrun Gundel: "Also jetzt hör mal zu! Ich kenn den Hermann schon seit Jahren. Und wenn der..."
Natürlich ist es gut und richtig, wenn sich ein Betriebsratsmitglied vor seinen Vorsitzenden stellt und ihn verteidigt. In diesem Fall aber war der Zeitpunkt falsch! Denn:
Karl Kowalski wollte ja gerade erklären, warum er so sauer auf "den Betriebsrat" ist ("Damals war ich noch..."). Gudrun Gundel aber hat nur den Angriff gehört und reflexartig darauf reagiert. Das aber ist in jedem Fall falsch! Und dabei spielt es auch gar keine Rolle, ob der Vorwurf von Karl Kowalski berechtigt ist oder nicht.
Es darf immer nur um das Problem des Gesprächspartners gehen! Das muss möglichst klar benannt werden. Dazu verhilft Zuhören und vorsichtiges Nachfragen! Alles andere (auch ungerechtgertigte Anschuldigungen) sind Nebensache!
Wenn man das als Betriebsratsmitglied beherzigt, verlaufen schon allein dadurch Gespräche oft ganz anders. So zum Beispiel:
Karl Kowalski: "...und hab' mich bei eurem Vorsitzenden beschwert, dass ich nicht richtig eingruppiert bin. Damals war ich in Halle 4, nebenan."
Gudrun Gundel: "Ja?"
Karl Kowalski: "Na ja, da hab ich doch praktisch den gleichen Job gemacht wie jetzt. Ich bin ja in Entgeltgruppe F."
Gudrun Gundel: "Klar. Ich erinnere mich...""
Karl Kowalski: "So. Und im Tarifvertrag steht nun bei Entgeltgruppe etwas von 'nach Anweisung arbeiten' oder so ähnlich. Und bei Entgeltgruppe G, da steht..."
Diese Art der Gesprächsführung nennt man aktives Zuhören: Man verzichtet darauf, gleich ins Gespräch einzugreifen, versucht auch nicht mit Gegenargumenten zu kommen oder sich zu verteidigen.
Vor allem am Anfang eines Gesprächs ermuntert man nur zum Weiterreden! Dazu gehören kurze Äußerungen wie: "Ja?" - "Klar, versteh' ich!" - oder auch nur ein einfaches "Hmmm". Und es gehört dazu, Aufmerksamkeit und Interesse auch zu zeigen!
Die Bereitschaft zum Zuhören muss ständig gezeigt werden. Man guckt den Gesprächspartner immer an, auch wenn der gerade woanders hinschaut. Man signalisiert dadurch: "Ich bin bei der Sache! Ich höre dir zu!"

zum Beispiel...

Das komplette Beispielgespräch zwischen Gudrun Gundel und Karl Kowalski (...)