Präsentieren - aber richtig!

Es gehört schon fast zum guten Ton, die wichtigsten Stichworte eines Vortrags für alle lesbar an eine Wand zu "werfen" - gerne und oft durchsetzt mit sogenannten Geschäfts­grafiken. Technisch ist das heute kaum noch ein Problem. Die einzelnen Schaubilder werden am PC mit der dort meist schon vorhandenen Präsentationssoftware (besonders häufig: "Powerpoint") einfach und schnell erstellt und dann mit einem "Beamer" direkt aus dem PC heraus an die Wand projiziert.
Das mag manchmal auf die Nerven gehen - gute Gründe für den Einsatz solcher Präsentationen gibt es doch:
  • Gerade in Unternehmen hat man sich an Präsentationen gewöhnt, auch der Betriebsrat wird sich diesem Erwartungsdruck nur schwer entziehen können, wenn er nicht als "rückständig" gelten will.
  • Insbesondere dann, wenn man der Belegschaft kompliziertere wirtschaftlich-finanzielle Zusammenhänge nahebringen muss, kann man auf verständliche grafische Darstellungen kaum verzichten.
Aber:
Immer ist es der Mensch, der überzeugt, nicht die Technik, egal wie raffiniert sie eingesetzt wird!
Konkret heißt das:
Präsentationstechnik muss immer so eingesetzt werden, dass sie nicht etwa den Menschen aus der Wahrnehmung der Zuschauenden verdrängt!
Daraus lassen sich speziell für Tätigkeitsberichte einige praktische Grundsätze für wirksame (und nicht nervende) Präsentationen ableiten:
Präsentationen sollen im Rahmen der Tätigkeitsberichte immer nur die (gut begründete) Ausnahme sein. Denn: Das, was groß an der Wand zu lesen ist, steht in Konkurrenz zu dem, was man mündlich mitteilt. Die Zuhörenden müssen sich immer neu entscheiden, wem sie nun ihre Aufmerksamkeit schenken wollen, der Präsentation oder dem Redenden.
Deshalb sollte sich eine Präsentation immer nur auf bestimmte Teile des Tätigkeitsberichts beschränken. Andererseits darf man aber auch nicht dauernd hin- und herspringen - Beamer an, Beamer aus. Im Rahmen der Tätigkeitsberichte sollten also nur ein oder zweimal etwas längere Präsentationsphasen vorgesehen werden (z.B. bei der Darstellung der wirtschaftlichen Lage oder eines umfangreicheren Rationalisierungsprojekts).
Eine Software, mit deren Hilfe Präsentationen erstellt werden, bietet immer auch sogenannte Vorlagen, die die Erstellung einer Präsentation erleichtern sollen. Dabei sollte man immer eine Vorlage auswählen, die eher schmucklos gehalten ist und die den besten Kontrast bietet (heller Hintergrund, dunkle, ausreichend große Schrift). Auch sollten sämtliche Möglichkeiten, die Standardschrift irgendwie zu verändern (Farben, Schattierungen, Umrahmungen) gar nicht oder nur äußerst sparsam und gezielt genutzt werden.
Hat man sich für eine bestimmte Vorlage entschieden, dann sollte diese für alle weiteren Präsentationen beibehalten werden. Auch die Möglichkeit, den Firmennamen ("Betriebsrat Meyer & Co.") und vielleicht so etwas wie ein Logo irgendwo am Rand einzubauen, kann genutzt werden.
Vor allem aber gilt:
Nichts macht den Erfolg eines Vortrags gründlicher zunichte als eine begleitende Präsentation, die für die Zuschauenden nicht wirklich gut zu erkennen ist!
Und gerade bei Betriebsversammlungen sind die räumlichen Verhältnisse für eine Präsentation nicht immer optimal - sei es, dass der Raum zu groß (oder zu lang und schmal) ist, sei es, dass Säulen im Wege stehen, sei es, dass es an einer gut reflektierenden und ausreichend dimensionierten Projektionsfläche fehlt. Ausgesprochen nervig (und aufmerksamkeitszerstörend!) ist es auch, wenn der Raum ganz oder halb abgedunkelt sein muss, damit man die projizierten Informationen überhaupt erkennen kann.
Deshalb gilt:
  • Die komplette Technik muss sorg­fältig und vor Ort getestet werden: Ist der Beamer lichtstark genug? Wie groß und an welche Stelle muss projiziert werden, damit wirklich von jedem Platz aus gute Sicht besteht?
  • Sind keine zufriedenstellenden Ergebnisse zu erreichen, dann sollte man auf eine Präsentation besser ganz verzichten.
  • Auch die Präsentation selber muss zuschauerfreundlich gestaltet sein: Wenig Text und wenige Zahlen in ausreichender Größe! Geschäftsgrafiken (Kurven, Säulen usw.) so einfach wie möglich halten und auf alle optischen Kinkerlitzchen ver­zichten!

Quelle

Der Kommunikationstrainer, Wolfgang Fricke, Bund-Verlag 2010