§ 3 BetrVG

Andere Vertretungsstruktur

In aller Kürze:

Arbeitgeber und die zuständige Gewerkschaft können in einem Tarifvertrag eine von den Vorschriften in § 1 BetrVG sowie in § 47 und § 54 BetrVG abweichende Struktur der Arbeitnehmervertretung vereinbaren - Beispiele:
  • ein gemeinsamer Betriebsrat für mehrere Betriebe
  • ein gemeinsamer Betriebsrat für eine Unternehmenssparte
  • Einrichtung zusätzlicher Interessenvertretungen (wie Arbeitsgruppensprecher)
Solche in einem Tarifvertrag festgelegten besonderen Vertretungsstrukturen müssen den Mindeststandards des BetrVG (insbesondere zu Größe und Zusammensetzung der Betriebsratsgremien) genügen und verfügen über alle Pflichten und Rechte aus dem BetrVG.
Eine abweichende Struktur der Arbeitnehmervertretung kann in Ausnahmefällen auch durch eine Betriebsvereinbarung geregelt oder durch Abstimmung der Arbeitnehmer entschieden werden.
Der Zeitpunkt, zu dem die abweichende Struktur der Arbeitnehmervertretung in Kraft tritt, kann in Tarifvertrag oder Betriebsvereinbarung gleich mit geregelt werden.

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      • Wie kann eine vom Normalfall abweichende Struktur der Arbeitnehmervertretung aussehen und geregelt werden? (...)
      • § 3 Abs. 2+3 - In einigen Ausnahmefällen kann eine abweichende Struktur der Arbeitnehmervertretung auch ohne Tarifvertrag geregelt werden (...)
      • § 3 Abs. 4 - Wann kann die Betriebsratswahl nach der vereinbarten neuen Struktur durchgeführt werden? (...)
      • § 3

        Abweichende Regelungen

        (1) Durch Tarifvertrag können bestimmt werden:
        1. für Unternehmen mit mehreren Betrieben
        a) die Bildung eines unternehmenseinheitlichen Betriebsrats oder
        b) die Zusammenfassung von Betrieben,
        wenn dies die Bildung von Betriebsräten erleichtert oder einer sachgerechten Wahrnehmung der Interessen der Arbeitnehmer dient;
        2. für Unternehmen und Konzerne, soweit sie nach produkt- oder projektbezogenen Geschäftsbereichen (Sparten) organisiert sind und die Leitung der Sparte auch Entscheidungen in beteiligungspflichtigen Angelegenheiten trifft, die Bildung von Betriebsräten in den Sparten (Spartenbetriebsräte), wenn dies der sachgerechten Wahrnehmung der Aufgaben des Betriebsrats dient;
        3. andere Arbeitnehmervertretungsstrukturen, soweit dies insbesondere aufgrund der Betriebs-, Unternehmens- oder Konzernorganisation oder aufgrund anderer Formen der Zusammenarbeit von Unternehmen einer wirksamen und zweckmäßigen Interessenvertretung der Arbeitnehmer dient;
        4. zusätzliche betriebsverfassungsrechtliche Gremien (Arbeitsgemeinschaften), die der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit von Arbeitnehmervertretungen dienen;
        5. zusätzliche betriebsverfassungsrechtliche Vertretungen der Arbeitnehmer, die die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Arbeitnehmern erleichtern.
        (2) Besteht in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1, 2, 4 oder 5 keine tarifliche Regelung und gilt auch kein anderer Tarifvertrag, kann die Regelung durch Betriebsvereinbarung getroffen werden.
        (3) Besteht im Fall des Absatzes 1 Nr. 1 Buchstabe a keine tarifliche Regelung und besteht in dem Unternehmen kein Betriebsrat, können die Arbeitnehmer mit Stimmenmehrheit die Wahl eines unternehmenseinheitlichen Betriebsrats beschließen. Die Abstimmung kann von mindestens drei wahlberechtigten Arbeitnehmern des Unternehmens oder einer im Unternehmen vertretenen Gewerkschaft veranlasst werden.
        (4) Sofern der Tarifvertrag oder die Betriebsvereinbarung nichts anderes bestimmt, sind Regelungen nach Absatz 1 Nr. 1 bis 3 erstmals bei der nächsten regelmäßigen Betriebsratswahl anzuwenden, es sei denn, es besteht kein Betriebsrat oder es ist aus anderen Gründen eine Neuwahl des Betriebsrats erforderlich. Sieht der Tarifvertrag oder die Betriebsvereinbarung einen anderen Wahlzeitpunkt vor, endet die Amtszeit bestehender Betriebsräte, die durch die Regelungen nach Absatz 1 Nr. 1 bis 3 entfallen, mit Bekanntgabe des Wahlergebnisses.
        (5) Die aufgrund eines Tarifvertrages oder einer Betriebsvereinbarung nach Absatz 1 Nr. 1 bis 3 gebildeten betriebsverfassungsrechtlichen Organisationseinheiten gelten als Betriebe im Sinne dieses Gesetzes. Auf die in ihnen gebildeten Arbeitnehmervertretungen finden die Vorschriften über die Rechte und Pflichten des Betriebsrats und die Rechtsstellung seiner Mitglieder Anwendung.