Routinebericht Themenblock 1

Die folgende zwei Beispiele für den Themenblock 1 eines Routineberichts sind zwangsläufig ziemlich lang. Wer sich die Mühe macht, den Text trotzdem durchzuarbeiten (ausgedruckt geht's besser), wird aber die Grundsätze eines lebendigen Tätigkeitsberichts besser verstehen und viele Anregungen für die eigene Umsetzung bekommen. Besonders interessant dürften auch die Ideen für unterschiedliche Einstiege am Ende der Seite sein...

Variante 1: Praxisfälle beispielhaft vorgestellt...

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Jetzt zu unserem Tätigkeitsbericht.
Wie eigentlich immer hat sich der Betriebsrat auch im letzten Vierteljahr mit einer ganzen Reihe von Problemen herumschlagen müssen. Das waren viele kleinere Fälle, wie sie jeden Tag auf uns zukommen. Es gibt aber auch zwei wirklich brisante Themen, von denen wir fast alle betroffen sein werden.
Ihr habt vielleicht schon davon gehört:
1. Die Geschäftsleitung plant, in der Produktion insgesamt 12 Video-Überwachungs­anlagen aufbauen zu lassen, die eben nicht nur Stockungen im Produktionablauf erfassen, sondern auch der Überwachung dienen können.
2. Es soll im Verwaltungsbereich ein Beurteilungssystem eingeführt werden. Auch hier also: Kontrolle!
Diese beiden Themen sind für uns so schwerwiegend, dass nach meinem einleitenden Bericht zwei weitere Kollegen aus dem Betriebsrat dazu ausführlicher berichten werden.
Aber auch das, was man manchmal etwas leicht als "Kleinkram" abtut, ist für uns als Betriebsrat sehr wichtig. Schon vom Zeitaufwand her nimmt das ja einen großen Teil unserer Arbeit in Anspruch. Na ja – und für die, die solch ein scheinbar kleines Problem bedrückt, ist es natürlich immer eine wichtige Sache!
Auf den elf Betriebsratssitzungen, die wir seit unserer letzten Betriebsversammlung gemacht haben, mussten wir uns unter anderem mit Fragen der Prämienentlohnung beschäftigen. Da gab es vereinzelt Unklarheiten bei der Abrechnung, denen wir nachgehen mussten. Zu unseren Routinearbeiten gehört auch die laufende Kontrolle des Kantinenbetriebs und der Arbeitssicherheitseinrichtungen. Darauf haben wir im letzten Vierteljahr bei unseren Betriebsrundgängen besonders geachtet.
Vielleicht sagt ihr nachher in der Aussprache zu diesem Tätigkeitsbericht mal was dazu, aber wir haben den Eindruck, dass es uns gelungen ist, diese Probleme in den Griff zu bekommen.
Ebenfalls zu den Routineproblemen gehörte eine Beschwerde, mit der sich unser Ausschuss für Arbeitsplatzgestaltung eine ganze Weile herumzuschlagen hatte.
Es ging um die Kleiderschränke für unsere Kraftfahrer. Wer da schon mal war, weiß, was das für schmale Dinger waren. Die Ausschussmitglieder haben sich die Sache angeschaut und festgestellt, dass die Beschwerde mehr als berechtigt war. Wir haben also mit dem zuständigen Abteilungsleiter geredet. Der hat sich aber nur gewunden und erzählt, dass er so etwas nicht allein entscheiden könne. Wir mussten mit dieser Sache also tatsächlich an die Geschäftsleitung ran.
Da hat es dann - mit etwas freundlicher Nachhilfe durch uns - ziemlich prompt geklappt. Der Hinweis, dass es zu dieser Sache ganz genaue Vorschriften gibt, hat genügt. Die neuen Kleiderschränke stehen jetzt!
Die Geschäftsleitung sollte sich vielleicht einmal fragen, ob es bei solchen Problemchen wirklich nötig ist, sich zu zieren und erst über den ganz langen Dienstweg zu einer vernünftigen Lösung zu kommen...

Statt des etwas ausführlicheren Praxisfalls kann auch - wenn es sich anbietet - eine Rechtsfrage etwas auführlicher vorgestellt werden; aber immer nur das eine oder das andere...

Variante 2: Praxisfälle mit rechtlicher Information

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Neun Betriebsratssitzungen haben wir seit der letzten Betriebsversammlung gemacht und dazu noch ungefähr doppelt so viele Ausschusstermine gehabt. Da ist es ja vielleicht kein Wunder, dass mir, als ich mich zur vorletzten Betriebsratssitzung abmeldete, ein Kollege nachrief: Du hast es gut! Du machst eine gemütliche Sitzung, und wir müssen malochen! Ich gebe zu, ich habe erst ein bisschen gezuckt, mich auch geärgert. Aber als ich etwas darüber nachgedacht habe, habe ich dann schon verstanden, dass manchmal solch ein Eindruck entstehen kann – auch wenn der Eindruck wirklich falsch ist. Gerade auf dieser Sitzung hatten wir nämlich eine ganze Latte von Problemen auf dem Tisch.
Da war zuerst der Bericht des Arbeitssicherheitsausschusses. Dazu mussten wir einige Forderungen diskutieren. Zum Teil hat sich inzwischen etwas getan; die, die davon betroffen sind, haben es gemerkt. Auch mussten wir uns mit einer ganzen Reihe von Anfragen wegen der Urlaubsplanung beschäftigen – die betroffenen Kolleginnen und Kollegen wissen Bescheid.
Ja – und dann hatte uns die Geschäftsleitung einen Entwurf über eine Betriebsvereinbarung zur Torkontrolle vorgelegt. Da steckt so viel Zündstoff drin, dass nach meinem allgemeinen Tätigkeitsbericht ein Kollege euch ganz ausführlich informieren wird …
Und schließlich gab es noch einige Anträge der Geschäftsleitung auf Neueinstellungen. Ja! Anträge der Geschäftsleitung!
Denn die Geschäftsleitung kann niemanden einstellen, ohne vorher den Betriebsrat zu informieren und ohne dass wir die Gelegenheit hatten, dazu Stellung zu nehmen.
Für uns heißt das: Wir kriegen bei jeder neu zu besetzenden Stelle die Bewerbungsun­terlagen auf den Tisch – alle! Von allen, die sich bewerben. Die müssen wir dann prüfen – eine Woche haben wir dafür Zeit.
Dabei haben wir als Betriebsrat allerdings nicht zu prüfen, ob die Bewerber oder Bewerberinnen fachlich etwas können oder nicht oder wer die besseren Zeugnis­se hat – das ist Sache der Geschäftsleitung.
Aber was wir überprüfen müssen, ist, ob die geplante Neueinstellung vielleicht Nachteile für irgendjemand anderen bedeuten könnte, der bei uns bereits beschäftigt ist.
Ein Beispiel dazu: Da ist einer Kollegin vom Chef versprochen worden, dass sie einen bestimmten Posten kriegen soll, sowie der frei wird. Jetzt ist er frei geworden. Aber jetzt soll doch jemand anderes von außen genommen werden. Das ist ein Nachteil für die, der der Job versprochen wurde. Klar.
Und wenn wir so etwas bei unserer Prüfung feststellen, dann können wir auch unsere Zustimmung zur Einstellung verweigern. Das heißt, die Geschäftsleitung darf dann nicht einstellen! Sie müsste zum Arbeitsgericht gehen und überprüfen lassen, ob wir als Betriebsrat Recht haben oder ob sie doch einstellen darf. Das Arbeitsgericht entscheidet also endgültig …

Besonders schwierig ist es, sich häufiger einmal einen neuen und möglichst auch originellen Einstieg in den Routine-Tätigkeitsbericht einfallen zu lassen - hier ein paar Beispiele...

Beispiele für Einstiege in den Routinebericht

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich glaube, es war so vor fünf, sechs Tagen, da kam eine Kollegin zu mir in die Sprechstunde und erzählte mir, sie habe eine Abmahnung bekommen. Ich habe mir das angehört und war auch der Meinung, dass da irgendetwas faul dran ist. Ich habe ihr versprochen, dass wir uns darum kümmern. Aber - offen gesagt - ich habe das erst einmal noch gar nicht so dramatisch gesehen. Zunächst jedenfalls.
Als mich aber schon am nächsten Tag ein anderer Kollege ansprach, der auch eine solche Abmahnung bekommen hatte...
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist uns diesmal nicht ganz leicht gefallen, diesen Tätigkeitsbericht zusammenzustellen. Nicht, weil uns nichts eingefallen wäre. Im Gegenteil. Wir haben im letzten Vierteljahr so viele Sachen auf den Tisch bekommen, dass wir das gar nicht alles in einen Tätigkeitsbericht reinpacken können.
Ich greife also einfach ein paar Probleme raus, die uns auf die eine oder andere Art besonders beeindruckt haben.
Da war zum Beispiel...
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Alle, die wir hier sitzen, sind rundum zufrieden! Probleme? Probleme gibt's keine! Wir sind eine einzige große Familie - Glück und Harmonie, wo man hinschaut!
Diesen Eindruck muss man jedenfalls haben, wenn man die letzte Ausgabe unserer Unternehmenszeitung liest.
Nun weiß ich nicht, woran das liegt, aber wir als Betriebsrat haben da einen etwas anderen Eindruck. Ich zähl’ einfach mal auf:
21 Beschwerden über die Lohnabrechnung, 17 Beschwerden über das Verhalten von Vorgesetzten, immerhin noch 3 Mitteilungen über...